Going on means going far

… going far means return.


Mein erstes Notiztool war CueCards, das leider nicht mehr weiterentwickelt wird. Kurz darauf stieg ich auf Google Notes um, und zwar in der alten Version. Von dort sprang ich dann zu einer sehr frühen Version von Evernote, das ich sehr gerne nutzte. Und zwar recht lange. Die Faszination für mich als I-Net Rookie war, dass man von überall auf die gleichen Informationen zugreifen konnte. Smartphones gab es noch nicht, aber sobald man zwei internetfähige Geräte hatte, wurde die Verwendung von Onlinetools zu einer Frage des Lifestyles.

Ungefähr vor zwei Jahren erwärmte ich mich für die Themen Privacy & Security: Wie kann ich meine Daten, meine Informationen schützen? Was ist schützenswert und wie designe ich die Balance zwischen Usability und Security?

Gleichzeitig kam es zu einem tiefen Bedürfnis, mich digital zu entgiften, was dazu führte, dass ich meine Onlinetätigkeiten radikal einschränkte: Homepage, Twitter, Instagram, Facebook, Onlinetools, alles habe ich ratzfatz gelöscht, entfernt und gekündigt.

Das lag nicht nur, aber auch daran, dass ich beruflich in der IT arbeite und keinen Gewinn darin sah, mich nur deswegen mit Tools & Apps zu befassen, weil sie so chic sind. Denn das scheint eine der Hauptaufgaben im Design der Tools zu sein, neben der reinen Benutzbarkeit: Die Tools sollen wertig wirken und dem Nutzer ein gutes Gefühl geben, wenn er sie nutzt.

Eine Zeit lange nutzte ich nur Notizbücher von Moleskine oder Beechmore, um zu notieren, was ich für wert befand, notiert zu werden. Das führte zu der Erkenntnis, dass rund 75 % von dem, was ich mit Onlinetools gesammelt, geclippt und notiert hatte, für die Tonne war. Informationsmessie – quasi.

Mit dieser Erkenntnis traf ich auf eine neue Generation von Notiztools, die meinem Bedürfnis nach Privacy ziemlich nahekommen: Obsidian und LogSeq. Die zwei Tools funktionieren als FAT-Clients und legen alle Arten von Notizen als reine Markdownfiles in einem lokalen Verzeichnis ab. Alles in diesen Textfiles ist Plaintext.

Das Versprechen dieser Tools: Aufgrund des Plaintext-Formats sind Deine Daten immer Deine Daten und sind nicht in einem proprietären System eingesperrt. Das liest sich erst mal ganz hervorragend und es nutzt sich auch ganz toll. Wenn man aber beginnt, die Informationen zu [[verknüpfen]], beginnt man, sich selbst in dieser Art Notizmanagement einzusperren. Warum? Die gesamte *.md Syntax ist in den Plaintextfiles – klar. Auch die „besonderen“ Auszeichnungen, mit denen man spezielle Formatierungen bewirkt. Kurz: Je mehr man in diesem Ecosystem arbeitet, desto mehr sperrt man sich durch die Syntax darin ein. Plaintext? Stimmt. Es ist die Komplexität der Auszeichnungssprache, die es extrem erschwert, Notizen aus diesem Ecosystem zu exportieren. Es gibt Markdown –> HTML Konverter online, die aber beherrschen niemals alle Feinheiten der Auszeichnungssprache, die z. B. proprietär in LogSeq funktioniert.

Deswegen kehrte ich zu Evernote zurück. Es entsprach mehr meiner Arbeitsweise, Notizen in Ordner, und Ordner in Ordner zu schlichten. 

Darüber hinaus kehrte ich von den diversen Einzelsolutions für Mail, Website, Kalender udgm zu Google zurück. Privacy funktioniert auch da, wenn man zahlender Kunde ist. Das ist der Grundsatz, den die Apologeten der „Privacy first“ Bewegung gerne zitieren, aber nur dort, wo es für sie passt: „Wenn Du für die Nutzung eines Produktes nichts bezahlst, bist Du das Produkt“.

Das sind nur so ein paar Gedanken über Notizen und Tools. Und über Privacy

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