Schreiben im Herbst

In Wirklichkeit kann man ja zu jeder Jahreszeit schreiben, wenn man sich mal seine Routinen geschaffen hat. Und man kann überall schreiben, wenn man die Utensilien dabeihat und sich unabhängig macht von Ort und Werkzeugen. Also ich meine, man kann an einem See in den tiefen Wäldern Nordpolens sitzen und in ein Notizbuch schreiben oder in einem Stiegenhaus, mit dem Laptop auf dem Schoß. Man kann im Sommer in der größten Hitze schreiben und zusehen, wie einem der Schweiß von der Stirn direkt auf das Blatt Papier tröpfelt – hat auch was.

Ich mag den Herbst besonders gerne. Die Monate September bis November, wenn sich das Wetter beruhigt hat, wenn es kühler wird, das Laub im Nebel leuchtet – das ist die Zeit, in der ich besonders gerne schreibe. Das ist die Jahreszeit, die ich am intensivsten mit dem Wort „Literatur“ in Verbindung bringe.

Der Herbst ist zum Lesen da und zum Schreiben. Es ist auch die Zeit, sich auf den Winter vorzubereiten, öfter zu Hause zu bleiben und das „Angesammelte“ zu genießen; die Früchte der Ernte.

Ich schreibe nun intensiver an meinem aktuellen Romanprojekt. Den Arbeitstitel habe ich von „Im September“ in „Eine toskanische Geistergeschichte“ geändert und ich glaube, unter diesem Titel werde ich es voraussichtlich nächstes Jahr im Frühjahr meinem Verleger anbieten.

Im Herbst einen Roman über unheimliche, über tragische und schöne Ereignisse in der Toskana zu schreiben, hat etwas vom wohligen Gefühl, sich eine Decke über die Schultern zu ziehen und an einer Tasse heißen Tee zu nippen, während draußen das Laub aus den Bäumen rieselt.

Okay, es kann auch ein frisch gezapftes Bier sein …