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  • Die Suche nach Einfachheit

    Wie ich in meinem Beitrag auf Bluesky andeutete, habe ich mein fast einjähriges Experiment mit Linux abgebrochen und habe meine IT-Umgebung zu Hause wieder auf Microsoft umgestellt.

    In der Zeit, in der ich Linux nutzte, baute ich auf Linux Mint, das auf meinem Huawei Matebook 14 aufgesetzt war. Im Vergleich zu den Linuxversionen von 2000 ist das Aufsetzen und Warten von Linux heute beinahe wie ein Flug über ein Rübenfeld, um Star Wars zu bemühen. Ein Punkt, der mich dazu gebracht hat, das Projekt zu beenden: Wenn man auf Linux umsteigt, ist das kein einmaliger Aufwand. Man setzt das System auf, konfiguriert es und arbeitet damit. So ist es nicht.

    Meine Ansprüche an das System waren und sind sehr niederschwellig. Ich benötige einen Browser, ein E-Mail-Programm, ein Fotoprogramm und ein Textverarbeitungsprogramm. Vielleicht einen Zipper. Damit bin ich durch. Ein Hauptmotiv für mich, auf Linux zu setzen, war immer die Datensicherheit. Nur habe ich mich von den Datenschutzspezialisten, die in den diversen Medien die Trommel rühren für FOSS, ins Boxhorn jagen lassen.

    Für alle, die informative Blogs zum Thema Sicherheit und Privacy verfassen, scheint es eine unumstößliche Tatsache zu sein, dass man sich von den Datenkraken fernhalten, und auf Lösungen aus der EU bauen soll. Diese Prämisse trage ich auch gerne mit, wenn zum Beispiel durchdachte Lösungen, wie die dPhoenixSuite für den Privatbenutzer leichter zugänglich wären. Oder Opencloud aus der Heinleingruppe auch für Privatuser zugänglich gemacht wird. Aber so ist das Leben und Arbeiten auf linuxbasierten Systemen immer auch mit dem Beigeschmack des „Bastlerhits“ behaftet. Man kann sich das natürlich schönreden und sagen: Ja, so lerne ich auch, wie es im System aussieht und wie man damit umgeht. Das blendet aber auch aus, dass manche Menschen ein Auto kaufen, um einfach damit von A nach B zu fahren und nicht in der Hoffnung, so bald wie möglich die Motorhaube zu öffnen und in den Eingeweiden herumzuschrauben.

    Ich meine, ich wollte auf Linux zB mit Softmaker Office schreiben, weil dieses Programm noch am besten von allen Officeprogrammen, die für Linux zur Verfügung stehen, mit dem Microsoft Format umgehen kann. Und um eben Softmaker Office zu installieren, muss man in die Bash und dort folgende Kommandos absetzen:

    sudo -i
    mkdir -p /etc/apt/keyrings
    wget -qO- https://shop.softmaker.com/repo/linux-repo-public.key | gpg --dearmor > /etc/apt/keyrings/softmaker.gpg
    echo „deb [signed-by=/etc/apt/keyrings/softmaker.gpg] https://shop.softmaker.com/repo/apt stable non-free" > /etc/apt/sources.list.d/softmaker.list
    apt update
    apt install softmaker-office-nx

    Noch einmal: Ich will kein Linuxspezialist werden. Ich will Romane schreiben. Dann etwas anderes. Der Fingerprintsensor im Laptop wird unter Linux nicht erkannt. Unter Windows hat er funktioniert. In den diversen Linuxforen gibt es dazu nur ein lapidares Schulterzucken oder jemand prügelt dich mit seinem Fachwissen nieder (ohne dabei zu helfen) oder man liest Antworten wie: „Dann schreib Dir doch selbst einen Treiber. Ist doch keine Raketenwissenschaft!“

    Touchscreen des Laptops wurde auch nicht erkannt. Erwähnte ich das schon? Auch dafür gibt es keine Treiber.

    Dann kam die Episode, als ich meinem Verleger das auf LibreOffice verfasste Manuskript zum 3. Teil der Elias-Trilogie schickte. Kurz: Es war ein Graus. Formatänderungen, plötzlich eingefärbte Textstellen (weil bei der Überarbeitung Formateinstellungen geändert wurden … Furchtbar.

    Da ich ohnehin eine Lizenz für Microsoft Office 2024 LTSC habe und eine für Windows 11 Professional, habe ich mich dazu entschlossen, die Insel der Sicherheitsprediger zu verlassen. Das Hauptaugenmerk der Sicherheitsspezialisten, die auf IT-Lösungen aus der EU drängen, ist, dass die Daten in den Datensilos der US-Betriebe nicht sicher sind. Nicht mehr, da die USA verdrießlicherweise ihre Zuverlässigkeit dem wirren Treiben ihres erratisch handelnden Präsidenten untergeordnet haben. Das brachte mich dazu, einmal mehr darüber nachzudenken, durch wen eigentlich wirklich meine Daten gefährdet sind. Die Regierung der USA ist es nicht und es sind auch höchstwahrscheinlich keine russischen Hacker. Die größte Gefahr für meine Daten geht von mir selbst aus. Von meiner Schlamperei, gepaart mit meinem manchmal fatalistischen Herangehen, wenn ich gerade mal wieder eine Solution wechsle und wieder einmal Dateien lösche, in der irrigen Annahme, ich hätte sie schon in die neue Cloud synchronisiert. So ein Scheiß aber auch.

    Mit MS Office 2024 LTSC ist sichergestellt, dass keine KI-Funktionen mitspielen. Und wenn man Win 11 mit einem lokalen Benutzer aufsetzt und sich der Freeware O&O-Tools bedient und Kuketz mit Vorsicht genießt (manche seiner Anleitungen sind frickelig), kann man als „Poweruser“ schon gut mit Windows auskommen. Der Anreiz, Linux zu benutzen, ist nach einer anfänglichen Begeisterung für das Neue einfach nicht wirksam genug, um mich bei Linux zu halten.

    Ja, ich gebe es zu, ich bin kein Heimwerker-King, der sich sofort und mit Leidenschaft in den Konfigurationskampf wirft. Ich zahle lieber einen Fachmann und lasse richten oder kaufe Produkte so, dass ich sie nutzen kann, wie ich sie nutzen will, ohne erst lernen zu müssen, wie das alles funktioniert.

    Das Gefühl, einer von den „Eingeweihten“ zu sein, die eine ganz individuelle Lösung zusammengestellt haben, wiegt für mich nicht schwerer als die beschauliche Einfachheit eines Tools, das ich einfach dazu nutzen kann, wozu es gemacht wurde. Und da haben so ziemlich alle FOSS-Lösungen noch einen weiten Weg zu gehen.