Rechter Kulturkampf

Angeblich gibt es einen Kulturkampf zwischen dem linken und dem rechten Weltbild. Um Kultur scheint man in rechten Kreisen besonders gerne zu kämpfen, denn das ist ein Kampf im Nebel, den Rechte nie durchdringen. Sie erweisen sich als durchaus geübt darin, den Diskurs zu fordern und eine Diskussion loszutreten, und durchaus als gewiefte Anwender der Rabulistik. Letztendlich aber scheitern die Rechten in jeder Diskussion um Kultur.

Warum?

Weil die Rechte der Schaffenskraft linksliberaler Menschen nichts gleichwertiges entgegenzusetzen hat. Die politische und ideologische Rechte war und ist stets nur gut darin, Kultur entweder zu kritisieren, zu bemängeln, geringzuschätzen, oder sie sich mit unermesslicher Unverschämtheit anzueignen. Was den Rechten gefällt, wird zum Bestandteil ihrer Kultur oder dessen, was sie in ihrer rechts-ideologischen Umlaufbahn dulden, um sich den Anschein von Weltgewandtheit zu geben.

Kultur selbst ist für die Rechten nur dekoratives Beiwerk: Bildende Kunst, Theater, Oper, Literatur: Die Rechte schmückt sich und das, was sie unter Kultur verstehen, mit konservierten Werken. Sie nehmen auch internationale Erfolge (zähneknirschend) in Kauf, beklagen gleichzeitig lautstark den Verfall der Kunst und Kultur. Das taten sie schon vor 100 Jahren, als sie alles Jüdische als entartet diskreditierten, und das tun sie auch noch heute. Rechter Kulturkampf ist zusammengefasst ein einziger, ununterbrochener Raubzug, ein freches Brandschatzen – eine Unverschämtheit gegenüber allen, die Kunst und Kultur um ihrer selbst Willen gestalten, erweitern, schaffen.

Alles, was es in unserer Welt an Kunstschätzen gibt, an Literatur, Malerei und Komposition; alles, was jemals in diesen Kunstrichtungen von Bedeutung war, kam immer von liberalen, offenen, neugierigen, kreativen Menschen. Wie schwer sich die Rechte tut, mit zeitgenössischem Kunstverständnis umzugehen, kann man an den peinlichen, journalistischen Entgleisungen im Politikblog Exxpress nachlesen: Die Redaktion windet sich vor Schmerzen, weil sie einerseits darüber berichten muss, dass Österreich den #ESC2025 gewonnen hat, benutzen das aber gleichzeitig wieder, um Antisemitismus mit moderner Kunst und der schwulen Szene zu verknüpfen; was sie nicht negieren und vom Tisch wischen können, müssen sie zwanghaft übel beleumunden, verzerren und infrage stellen 

Wie sich Rechtskonservative argumentativ verbiegen und verrenken, wenn sie einerseits den Patriotismus hochhalten, ja, aber bitte nur den, der ihnen ins Konzept passt, das ist immer wieder äußerst amüsant zu lesen. Das wurmhafte Wortgewusel demaskiert die politische Rechte als das, was sie ist: ein kultureller Schmarotzer ohne Scham und Ehrgefühl, bis obenhin voll mit Standesdünkel und Arroganz.