Frank Montalvo

Diese Woche habe ich meine Webpräsenz umgestellt und den WordPress Blog auf Google Sites nachgebaut. Beim Erstellen der Seite mit den Werken habe ich mich ein wenig nostalgisch und auch etwas traurig an Frank Montalvo erinnert. Frank lernten mein Mann Richard und ich 2010 kennen, als wir im Sommer auf Kuba Urlaub machten und auf eigene Faust herumreisten, überall baden gingen, wo es uns taugte, und die fremdartige Freiheit des Lebens genossen, wie es wohl nur auf Kuba geht.

Frank war hauptberuflich als Security in einem Industriegebiet im Norden von Havanna tätig; in seiner Freizeit trainierte er für den Radsport. Frank erzählte uns, als wir uns bei Mi Cayito kennenlernten, dass er sooft es ginge, für das Radrennen „Vuelta a Cuba“ trainierte, ein Radrennen, das jährlich im Februar stattfindet.

Sein Fahrrad war wüst zusammengeschraubt, aber stabil. Er sagte, es sei ein echter Kubaner, aus Teilen aus Mexiko, Venezuela, Kuba und China.

Frank inspirierte mich zur Hauptfigur einer Kurzgeschichte mit dem Titel „Der Radfahrer“. Diese Geschichte erschien in einer Anthologie mit Kurzgeschichten von mir im AAVAA-Verlag, den es inzwischen leider nicht mehr gibt.

Wir sahen ihn dann noch öfter bis 2015. Danach, erfuhren wir, konnten wir ihn gar nicht mehr sehen, weil er 2016 die Ausreise aus Kuba bewilligt bekam und irgendwie in Florida gelandet war, wo er dann auch lebte. 2017 kehrte er zu seinem Geburtstag nach Kuba zurück, um mit seinen Freunden zu feiern, die er schon lange nicht mehr gesehen hatte. Die Party stieg in Havanna, in der Fabrica de Arte und nach Mitternacht wollten ein paar Mädchen mit Frank noch in einem Club in Matanzas weiterfeiern. Frank, ganz Gentleman und wohl auch ein wenig angeheitert, lud die Mädchen ein, sie mit dem Mietwagen, den er am Flughafen Jose Martí ausgeliehen hatte, nach Matanzas zu bringen, um dort weiterzufeiern. Auf der Fahrt nach Osten über Land kam der Wagen wohl wegen überhöhter Geschwindigkeit von der Straße ab, überschlug sich mehrmals und ging schließlich in Flammen auf. Niemand überlebte den Unfall, fünf junge Leben waren ausgelöscht.

Von Zeit zu Zeit erinnere ich mich an Franks unverwüstliche Lebensfreude und Freundlichkeit, an seine Fähigkeit, immer nahe zu sein, ohne einem zu nahe zu kommen. An sein Lächeln und seine fast kindliche Freude, als ich ihm erzählte, dass er das Vorbild für eine Romanfigur sei.

Goodspeed, Frank. Wo immer Du bist.