Kategorie: Gedicht

  • Jeder ist die ganze Welt

    Wir gingen Hand in Hand
    durch Wüstensturm und Regen,
    wir gingen Hand in Hand ins Land
    aus Blut und Gelächter und
    wir gingen, bis wir an der Küste standen
    und der Hunger nach Leben uns verschlang

    Wir atmeten Brust an Brust und
    wir atmeten Lippe an Lippe, wir waren jeder
    für einen Augenblick die ganze Welt des anderen:
    Nie hatte das Meer einsamer und eifersüchtiger
    an unseren Füßen gezogen als in diesem Moment,
    nie rollte es kraftvoller als jetzt, da es machtlos war

    Wir griffen in den Himmel und küssten uns
    wir griffen hoch in das wütende Grau und
    wir griffen darüber hinaus die Metallkante des Horizonts
    und uns geschah nichts und wenn unsere Hände bluteten
    von der Schärfe der Welt, dann mischten wir unser Blut
    und unser Blut mischte sich mit dem Gelächter des Meeres

    Wir kämpften uns zurück ins Land
    durchwanderten die Sierra Maestra und furchtbare Wälder
    voll wütender Lust und Tod, kämpften uns hoch und höher,
    die Berge hinauf bis unsere Köpfe in den Wolken verschwanden
    bis unsere Leiber aneinander vibrierten und unsere Hüften
    miteinander kämpften um Geben und Nehmen

    Und das alte Tosen war um uns und in uns
    und wir teilten es mit dem Himmel und der Erde
    wir teilten Nässe und Schamlosigkeit und
    das Donnern umfing uns wie eine Hand und schützte uns
    und wir konnten nicht aufhören, Engel zu sein, die
    einander zur Erde warfen und herrschten, um beherrscht zu werden

    Und wir blieben, bis unsere Augen vor Erschöpfung weinten
    und unsere Seelen von der Liebe blind und erschlagen
    und unser Atem zu Silber verwoben weit und weiter zog und
    von uns kündete, von uns sang und für uns kämpfte
    mit dem Schwert der Wahrheit und des Verlustes mit
    all der Liebe, die wir im Fallen verschenken konnten,

    jeder die ganze Welt des anderen
    jeder der ersehnte Atemzug
    jeder der Puls der Sterblichkeit und
    jeder die Brust, die sich senkte und hob
    jeder all die Leidenschaft und Unvergesslichkeit
    jeder nur ein Wimpernschlag Ewigkeit; Jetzt!