Am Sommerberg

Heute war ich bei meinen Eltern auf Besuch, um Mama mit dem Mailprogramm zu helfen und um gemeinsam den alten Kühlschrank zu verschieben.

Das war eine Nachwehe vom gestrigen Familienbesuch, als wir uns alle in Biedermannsdorf trafen, um ein Familienfoto zu schießen. Richard wollte nach dem Essen beim Fahrradheurigen Holzgruber nach Hause, weil ihm der Fuß wehtat. Deshalb fuhr ich heute allein raus, tankte bei der Gelegenheit das Auto, wusch es und saugte den Innenraum. Das ist alles nur Geplänkel, die Vorgeschichte. Auf dem Weg nach Hause beschloss ich, beim Gemeindeteich von Biedermannsdorf einen Zwischenstopp einzulegen und auf dem Feldweg nach hinten zu gehen, am Teich vorbei, in der stillen Hitze des Tages, im Geruch des trockenen Grases. Ich versuchte nach Echos zu lauschen. Die Erinnerungen sind angestaubt, aber sie sind da. Als ich vor 40 Jahren hier entlang ging.

Von zu Hause gegen 10:00 am Birkenweg zum Teich, der damals noch zum Wildbaden war – kein Zaun, keine Uferbegrünung, keine Kantine. Fritz Kling, Peter und Franz Jägersberger, Michael Zraly, Reinhold Atlas, ich und seufz Walter Kroboth. Mir fiel heute ein, dass wir damals an einem Sommertag ein Foto da oben gemacht haben: von links nach rechts: Reinhold, Fritz, Michael, Peter. Vielleicht war es auch im Herbst, doch es war vor 40 Jahren. Damals lag die Welt vor mir, frisch und glitzernd wie das Ejakulat aus dem ersten feuchten Traum eines Jungen.

Ich konnte beinahe durch die Jahre hindurchgreifen und denselben Tag spüren. Ich roch ihn, ich war ihm nahe, nur durch eine Membrane getrennt, die Leben heißt. Die rotzige Obszönität von Michael, die engelhafte und ernste Schönheit von Fritz. Walter tragische, ungarische Eleganz und Schönheit, Reinholds Erwachsensein. Die Freunde meiner wirren Teenagerjahre. Der Geruch von Sonnenmilch und Seewasser, wie wir uns gegenseitig mit Wichsbewegungen jagten und mit Sonnenmilch anschweinten, von der Zukunft träumten und schwadronierten, wenn wir nass und schwer atmend auf den Badetüchern lagen.

Ich stand da oben eine Weile. Die schräg geschlichteten Stahlbetonplatten, auf denen sie gesessen hatten, als ich das Foto geschossen hatte, damals im Sommer 1982, die sind weg. Die Hitze und die Stille sind noch da, die Felder und Sträucher auch. Ich ging zurück über den Feldweg zum Parkplatz, wo ich das Auto abgestellt hatte, hörte den Wind in den trockenen Blättern der Bäume rascheln.

Meine Güte, waren wir lebendig!