Wutentbrannte Elben

Obwohl ich ja so etwas wie ein bekehrter Open-Source-User bin und Wert auf Privacy lege, nur Linux nutze und Libreoffice und OpenXchange und Firefox, habe ich doch Socialmediakonten bei Instagram und Threads. Mein Verlag meinte, ich solle ein bisschen zugänglicher sein. Zu Twitter X wollte ich auf keinen Fall und Facebook ist eine Tratschtantenbude. Bluesky ist irgendwie zu hermetisch und Mastodon zerfasert in zu viele winzige Inselgruppen; kurz: es ist ein Jammer.

Letztendlich habe ich mich für die Kombination aus Instagram und Threads entschieden. Mir gefällt ganz grundsätzlich die Kombination aus Bildarchiv in IG und die Möglichkeit, etwas anzukündigen, auf Threads. Womit ich nicht gerechnet hatte, ist, dass all die User, die vor der toxischen Stimmung auf X nach Threads geflüchtet sind, dort nun genau das etablieren, was sie an X so hassten: Eine merkwürdige schroffe Meinungsdiktatur, verkleidet als ständig nach Zustimmung heischender Schulterschluss unter jungen Künstlern, die stets darauf aus sind, sich gegenseitig zu pushen, um selbst gepusht zu werden. Es ist ein follow4follow in Reinkultur, ein ununterbrochenes einander zustimmen und nicken, eine geradezu über das Ziel hinausschießende Aufmerksamkeit, unter der sich aber eine vernunftpanische Haltung verbirgt. Wenn Du Widerspruch leistest, gibt es Krieg. Wenn man Diversität als Grundpfeiler der Literatur infrage stellt, hat man nichts zu lachen. Wenn man mit Triggerwarnungen und Sensitivity-Reader nichts am Hut hat, kann man gleich wieder gehen.

Ich habe mir an dieser sauheißen Blase die Finger verbrannt und werde die Diskussion mit den hauptsächlich jungen Selfpublishern nicht mehr suchen. Das ist ein Wespennest, eine Horde wütender Elben.

Zuerst hatte ich überlegt, beide Profile zu löschen, weil die Konfliktbereitschaft mancher Leute dort so weit zu gehen scheint, fremde Accounts zu zerschießen, aber dann, andererseits: Warum? Ich ignoriere die Bande und kümmere mich nur um meinen Scheiß und die sollen sich dort vor lauter Weltbewegtheit auf dem Boden wälzen und die Haare raufen.