Schreiben & Notieren

Ich bin ja jetzt seit recht kurzer Zeit auf Mastodon und da er gab sich ein kurzer Meinungsaustausch zum Thema Notizen. Derzeit schwenke ich gerade wieder einmal um (wie eigentlich immer zu Jahresbeginn) und wende mich nun wieder den guten, alten Spiralblöcken zu und denke darüber nach, mit Druckbleistiften zu schreiben, um mit die Herumeierei zwischen Gelrollern, Füllfedern und Kugelschreibern zu ersparen.

Bis gerade noch habe ich Produkte von Paper Republic verwendet; da habe ich mehrere Notizbücher und Kugelschreiber gekauft und anderes Zubehör. Durch die Verwendung dieser Produkte wurde mein oersönlicher Zugang zum Notieren sehr … manieristisch. Es schien mir immer mehr um das Getue zu gehen als um das Kritzeln & Notieren. Die Produkte von Paper Repblic sind allesamt von allerhöchster Qualität, was dann durchaus auch irgendwie blockierend wirkt. Ich fühlte mich oft gehemmt, die Perfektion der Produkte zu zerstören, in dem ich sie benutze.


Das Notieren geht bei mir immer sehr spontan und ich habe mich oft mit dem gedanken beschäftigt, mir im Lauf der Zeit eine Art Bibliothek meiner Gedankenwelten anzulegen, weil ich grundsätzlich alles querbeet aufschreibe: Einkaufslisten, Zitate, Termine, Ideen, Gedanken, Szenen & Sketches … nur ist das halt so: das einzig Zuverlässige in meinem Umgang mit Notizen ist meine Unzuverlässigkeit. Nicht nur, was die Regelmäßigkeit, sondern auch, was die Auswahl betrifft.

Wenn ich an einem Roman arbeite, notiere ich sehr viel in Notion. Es taugt mir, in diesem Tool mit Ideen zu spielen, diese untereinander zu verlinken und so eine Art Hintergrunduniversum zum Buchprojekt zu schaffen. Was hat das mit Papiernotizen zu tun? Ganz einfach: Die Grundlagen dazu schreibe ich oft nachts direkt auf Papier, weil es unmittelbarer ist, weil es direkter ist und ich mir keine Gedanken um Form und Ordnung machen muss. Das ist Gekritzel. Am nächsten Morgen übertrage ich dann die Kritzelei, so gut es gelingt, in Notion.

Auf den diversen Websites der Hersteller von Notizbüchern wird das Schreiben unendlich verklärt, zu einem Lifestyle hochstilisiert, und das hat mir eine Zeit lange recht gut gefallen, hat mich aber auch blockiert, das Notieren als das zu sehen, was es ist: Gedanken auf Papier werfen. Beim Schreiben auf und mit Paper Republic Notizbüchern kommt neben dem doch recht hohen Preis noch dazu, dass das Schreiben in den eingelegten Notizbüchern bzw Blöcken durchaus störrisch ist; hat man einen der teuren Lederumschläge wie dem Portfolio, dann liegen die ersten Blätter und die letzten Blätter der dünneren Notizbucheinlagen auf den innen angenähten „Erweiterungen“ nicht flach auf. Innen befinden sich ja auf den Umschlaginnenseiten Taschen und Laschen für Kredit- und Visitenkarten, Stifte und Zeugs. Das finde ich doch recht störend.

Zumindest für mich geht es beim Notieren an und für sich um Geschwindigkeit. Ich will das nicht zelebrieren, einen Tee aufkochen, das Buch nobel aufschlagen und edle Gedanken auf Papier bringen, die nach Pralinen und Schokolade duften, sondern ich will mein Hirn ausrotzen. Und das scheint zumindest bei mir mit Colleblöcken besser zu funktionieren. Ich meine, immerhin habe ich den Großteil von einem meiner schönsten Romane in einen solchen Collegeblock geschrieben: Im Palast des schönsten Schmetterlings. Am Ende lagen da zwei vollgeschriebene Blöcke vor mir, voller Schweiß Sand und Sonnenmilch, Tränen und eng beschriebenen Zeilen.

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