Die Achau und Erwin

Im Sommer 1982, als ich das zweite Jahr in Biedermannsdorf lebte und lose Freundschaften mit Jugendlichen in der Achau geschlossen hatte, lernte ich auch Erwin kennen. In Biedermannsdorf, wo ich unsterblich und todunglücklich in Walter Kroboth verliebt war und die offene und absolut ehrliche Freundschaft von Fritz Kling zu schätzen lernte, entwickelte sich eine weitere Freundschaft zu Reinhold Atlas, der später in unserer Teenagerversion von Tangerine Dream die Rolle von Edgar Froese übernahm; in der Achau lernte ich durch den Schlagzeuger Harald Giwiser seinen Bruder Klaus kennen, der damals, als langhaariger Schlaks, eine Vorliebe fürs Kiffen von Monsterjollys und elektronische Musik von Tangerine Dream und Klaus Schulze hatte.

Und auf einmal war Erwin da und es war, als wäre er niemals woanders gewesen. Er war so alt wie ich, als knapp 18, dunkelhaarig, stämmig und auf burschenhafte Weise herb gutaussehend. Wir rauchten versteckt auf einem Spielplatz in der Achau in einer Holzhütte, gingen stundenlang spazieren und erzählten uns Geistergeschichten, und obwohl unsere Freundschaft sich so wunderbar selbstständig entwickelte, dauerte sie nur ein Jahr. Ich weiß nur noch, dass ich mich in seiner Gegenwart sicher, gewollt und frei fühlte. Vielleicht sogar ein bisschen geliebt – allerdings war ich damals einfach zu blöd, um das zu verstehen.

Es war nur ein Sommer – vielleicht ein Sommer und ein halber Herbst. Aber es war so bodenständig und innig, dass ich die Vibrationen heute noch wahrnehme.

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