Schreiben in Cafes

Man sagt, das Schreiben ist ein einsamer Job. Das wird der Grund sein, warum es so viele Menschen gibt, die schreiben wollen, ohne Geschichten erzählen zu können. Das Schreiben als eine Tätigkeit, um sich zu isolieren, die Tür hinter sich zuzuklappen. Auch eine Möglichkeit, Leckt mich am Arsch zu sagen. Oder: Schreiben an und für sich ist schon reiner Eskapismus.

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Abgesehen davon ist das Leben als Schriftsteller nicht wirklch berührt von der Einsamkeit des Schreibens. Stephen King liebt Grillabende mit der Familie, betreibt einen Radiosender und hat eine Baseballmannschaft. Hemingway hockte in der Bar La Terrazzas in Cojimar auf Kuba und soff dort mit den Fischern. Schriftsteller sind Plaudertaschen – oder sie waren das zumindest mal. Ich will nicht mit dem öden „Aber früher war alles besser“ kommen, aber irgendwie … Früher war alles besser.
Zumindest trafen sich Schriftsteller manchmal oder regelmäßig in Cafés und plauderten. Heute lässt sich das berührungsfrei im Webforen wie im Deutschen Schriftstellerforum oder über Twitter erledigen.

Ich sollte nicht jammern, denn ich bin selbst schuld. Ein befreundeter Schriftsteller, Thomas Mühlfellner, bot mir die Gelegenheit, mich einer Runde von Schriftstellern aus Wien anzuschließen, und ich war auch zweimal bei Treffen dabei, die ganz freundlich waren. Irgendwie habe ich das trotzdem versemmelt. Mir ging es dort auch zu viel um den administrativen Scheiß wie Verträge, Marketing, Rezensionen, und mich störte der unverhohlene Neid, der in der Betonung eines Wortes in der Frage gipfelte: „Wie kommst Du an eine Rezension im Standard?“ Und ich darauf so: Ja, nicht nur eine. Vier.“ Ja, da war das dann durch, das Thema. Die Kollegin redete dann nicht mehr mit mir. Dabei hatte mir Thomas Ihr Werk so ans Herz gelegt. Das mag ja auch wirklich gut sein, und ich bin ja auch nicht kleinlich, aber will ich ein Buch von jemand lesen, der mich derart von oben herab abkanzelt? Nö. Gibt genug sehr gute Bücher von anderen Schriftstellern.

Jedenfalls war es das zwischen mir und Schreiben und Leben in Cafés. Ich hätte sehr gerne öfter mit literaturinteressierten Menschen über das Schreiben an und für sich geplaudert. Oder in Cafés geschrieben. Okay, das hab ich schon. Durchgeschwitzt in einem fettigen, dreckigen Moleskine im Hotel El Presidente in Havanna. War ein tolles Lebensgefühl. In der Hotelhalle ohne Klimaanlage, durch die eine angenehme Brise wehte, weil alle Türen offen waren, saß mir eine elegante Dame an einem anderen Tisch gegenüber, die ebenfalls schrieb. Wir sahen uns kurz an: Sie, elegant, damenhaft, kühl, und ich, gerade vom Strand gekommen, unrasiert, dunkelbraun und verschwitzt. Sie hatte auch ein Notizbuch vor sich, in das sie schrieb. Wir nickten uns zu, lächelten und widmeten uns wieder unseren Zeilen & Erinnerungen.

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